Innen Steinbrück

Zwei Oasentage auf dem Braunschweiger Jakobsweg

von Angela M. von Schreiber-Stroppe

Einmal heraus aus dem Alltagstrott, den Kopf frei bekommen, tief durchatmen und Weite Spüren. Wer das erleben will, braucht dazu nur wenig: gutes Schuhwerk, wetterfeste Kleidung (für alle Fälle) und einen Rucksack mit dem Nötigsten. Wir haben es ausprobiert.

Vom Braunschweiger Hauptbahnhof brachen wir mit dem Zug nach Lengede-Broistedt auf. Vom Haltepunkt ging es zur Kirche St. Marien im Herzen von Lengede. Vor der Tür empfing uns bereits die Stempel-Stele des Braunschweiger Jakobsweges. Die Gemeindesekretärin öffnete uns die Kirche für ein Gebet. Wir folgten dem ausgeschilderten Weg, vorbei an der evangelischen Kirche (auch eine Pilgerkirche) durch den Ort hindurch. Ein erstes Naturerlebnis waren die Fuhse-Kaskaden in romantischer Umgebung.

Durch die Feldmark erreichten wir Woltwiesche. Mitten im Wohngebiet, ganz ohne Zaun und Tor stießen wir auf einen Urnenfriedhof. Leben und Tod so dicht beieinander, ein Augenbick des Ge- und Bedenkens. Die Kirche im Ort ist ebenfalls Pilgerkirche und wird auf Wunsch gern geöffnet. Weiter ging es durch die Herbst bereits abgeernteten Felder, hier tut sich eine weite Ebene auf.

Schließlich erreichten wir den Ort Steinbrück, im Mittelalter wegen seiner steinernen Brücke über die Fuhse ein umkämpfter Ort mit wechselnden Landesherren und Konfessionszugehörigkeit als Folge. Die Türen der Kirche Mariä Himmelfahrt stehen heute jedem offen. Es lohnt ein Besuch des barocken Gotteshauses. Im ehemaligen Pfarrhaus ist jetzt eine Pilgerherberge untergebracht. Nach vorheriger Anmeldung können hier bis zu Personen unterkommen.

Wir machten hier nur eine kleine Rast und setzten unseren Weg fort. Nur einen Steinwurf von der katholischen Kirche entfernt, befindet sich die ev. Kehrwiederkirche. Ihre kreisrunden Umfassungsmauern gehörten einst zum Pulverturm der Burg von Steinbrück.

In Hoheneggelsen treffen wir auf einen quirligen Ort, direkt an der B1. Die Gelben Muscheln leiten uns durch den ruhigeren mit Fachwerkhäusern bestandenen Dorfkern. Die alte Matthiaskirche duckt sich an einem kleinen Platz, die Wehrkirche St. Martin dagegen ragt auf einem Hügel stehend hoch auf. Ein Teil der Kirche wird heute als Kolumbarium genutzt. Von dort hat man einen schönen Blick auf den Säulenaltar.

Wir folgten der B1, die quasi auf einem Damm quer über der Senkel verläuft. Wenn die Herbstsonne blinzelt, ist der Ausblick atemberaubend. Angekommen in Feldbergen hatten wir die Wahl: entweder wir gehen geradeaus und besuchen zunächst die evangelische Kirche oder wir biegen hinter dem Ortseingang gleich links ab.

Nach wenigen Kilometern durch die Ebene erreichten wir Bettrum. Die Kirche St. Martin wurde 1906 im zeitbedingten Jugendstil renoviert, in dieser Form ist das Gotteshaus einzigartig im Hildesheimer Land.

Vor hier sind es jetzt nur noch zwei Kilometer nach Nettlingen. Hier übernachteten wir in einem kleinen Hotel.

Gestärkt durch ein kräftiges Frühstück und mit einem Lunchpaket im Gepäck brachen wir am Morgen auf. Unsere Morgenandacht hielten wir in St. Marien. Dann führte uns der Weg durch Wald und Flur. Kurz vor der Ortschaft Wöhle begegnete uns das erste Wegkreuz. Im Dorf selbst wurden wir an der Kirche St. Cosmas und Damian erwartet. Gleich nach dem Eintritt zog uns eine Ikone in ihren Bann. Das Gnadenbild „Unserer Lieben Frau von der immerwährenden Hilfe“, dessen Original im 14. Jahrhundert auf Kreta entstand, entspricht im wesentlichen der Vorlage. Wie es in die Börde kam, ist nicht vollständig geklärt. Vorbei an der Lourdgrotten setzten wir unseren Weg fort.

In der Ferne war jetzt bereits der Turm von St. Andreas in Hildesheim zu sehen. In Ottbergen machen wir Rast im schönen Klostergarten. Manchmal servieren die hier beheimateten Franziskaner-Minoriten hier Kaffee und Kuchen. Aber auch ohne dem ist der Besuch lohnend. Im Klostergarten haben Kreuzwegstationen einer aufgelassenen Kirche ein neues Zuhause gefunden und die Lourdesgrotte ist sehr liebevoll gestaltet. Die Klosterkirche strahlt Ruhe und Spiritualität aus

Vorbei an Weg- und Hagelkreuzen gingen wird die schnurgeraden Wege bis Achtum. Hier kehrten wird der Ebene den Rücken und erklommen den Gagenberg. Vom Waldrand ging den Blick zurück in die Börde.

Schnell umfing uns der Wald mit seinem saftigen Grün. Vorbei am Aussichtsturm und dem Kriegerdenkmal erreichten wir Hildesheim. Wir nahmen die Abkürzung und gelangten zum Hildesheimer Dom, um dort unsere Tour abzuschließen.

Hinter uns lagen zwei abwechslungsreiche, erholsame Tage – mit durchaus auch manches Mal anstrengenden Stunden. Wir freuen uns schon jetzt auf unsere nächsten Oasentage auf dem Braunschweiger Jakobsweg.

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